"Schicht im Schacht" am Ostring


Start in Kreisliga C kaum zu verhindern


Adolf Linn scheint den Kampf gegen die Mühlen der Verbands-Bürokratie verloren zu haben. Ein Gespräch mit dem zuständigen Sachbearbeiter vergangene Woche in Kaiserau endete mit einem äußerst unbefriedigenden Ergebnis. Alles deutet darauf hin, dass der Nachfolgeklub des SV Germania, der am kommenden Freitag bei einer Gründungsversammlung aus der Taufe gehoben werden soll, einen Neuanfang in der Kreisliga C starten muss.

Bei den Germanen hatte man zunächst gehofft, dass man wie in den Fällen des 1. FC Recklinghausen (heute FC 96 Recklinghausen) oder FC Gütersloh (heute FC Gütersloh 2000) behandelt und dadurch nicht in die unterste Spielklasse eingegliedert wird. Doch in Gütersloh beispielsweise lag die Sache anders, wie Dieter Ostertag, Justiziar des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes mit Sitz in Kaiserau erklärt: "In Gütersloh hat man in einer Mitgliederversammlung beschlossen, die komplette Fußball-Abteilung aus dem Verein auszugliedern. Diese Abteilung wurde dann von dem neugegründeten Verein FC Gütersloh 2000 aufgenommen. Die Richtlinien behandeln einen solchen Fall wie eine Fusion. Daher durfte der neue Klub die alten Spielklassen im Senioren- und Jugendbereich behalten." Bei den Germanen waren die Möglichkeiten zu einem solchen Schritt nicht gegeben. "Tradition und Erfolge spielen da keine Rolle", erklärt Ostertag.

Nachricht ist ein Schlag ins Gesicht

Für die Germanen und allen voran Adolf Linn war diese Nachricht natürlich wie ein Schlag ins Gesicht. Fest hatte man damit gerechnet, dass man in der Kreisliga A Ost einen Neuanfang starten dürfe. "Ich bin tief enttäuscht. Man wirft uns hier keine Knüppel zwischen die Beine. Das sind schon Felsbrocken", stellt Linn resigniert fest. Doch aufgeben will der umtriebige Vorsitzende noch lange nicht.

"Mittlerweile haben wir uns schon fast damit abgefunden. Ich werde auf jeden Fall weitermachen und am Freitag werden wir den Mitgliedern einen handlungsfähigen Vorstand präsentieren", verspricht er.

Auch mit Trainer Thomas Perle hat Linn nach eigenem Bekunden schon gesprochen. "Er bleibt auch in der Kreisliga C unser Trainer. Er hat gesagt, er hätte dem Verein so viel zu verdanken, dass er jetzt etwas davon zurückgeben möchte", freut sich Linn über das Engagement seines ersten Übungsleiters.

Bleibt abzuwarten, wie die Mitglieder am Freitagabend um 19.30 Uhr im Vereinsheim am Ostringstadion bei der außerordentlichen Versammlung auf die schlechten Neuigkeiten reagieren.

Westline.de von Mittwoch, 13.03.2002



Germanen-Tage sind gezählt


Die Tage des Traditionsvereins sind gezählt. Am 15. März so der Vorschlag des Vorstandes wird sich der SV Germania Datteln auflösen. Gut 85 Jahre nach der Gründung.

"Wir hatten viele schlaflose Nächte. Und dieser Schritt fällt uns wirklich nicht leicht", erklärt Vorsitzender Adolf Linn: "Der Schuldenberg ist einfach zu hoch." Rund 125000 Euro sind angefallen weil der Klub in drei Jahren vergaß, Lohnsteuer und Sozialabgaben für Spieler abzuführen (wir berichteten). Altlasten der alten Vorstände, die Adolf Linn und Co. seit letzten Sommer im Amt nicht beseitigen können.

Aber die Tradition des ehemaligen Westfalenmeisters wird weiter leben. Der Auflösung während der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 15. März (19.30 Uhr, Vereinsheim) soll nämlich die Gründung eines neuen Vereins folgen. Der Vorschlag des jetzigen Vorstandes: Sportfreunde Germania Datteln 2002.

Diesen Schritt hat sich der Vorstand in mehreren Sitzungen überlegt. Und Linn hofft, dass ihm dies die alten Mitglieder nicht übel nehmen werden: "Ein wenig Sorge habe ich schon." Damit die Neugründung und das erste Jahr in geordneten Bahnen verlaufen kann, wird sich die Germania-Führungsriege auch im neuen Verein der Verantwortung stellen.

Die erste Mannschaft die im Herbst mit Einleitung des Insolvenzverfahrens vom Fußball-Landesliga-Spielbetrieb zurückgezogen wurde é soll ab dem Sommer unter der Flagge der Sportfreunde Germania in der Kreisliga A an den Start gehen. "Es sieht gut aus", sagt Adolf Linn, der vom Kreisvorsitzenden Hans-Otto Matthey vollste Rückendeckung erhält.

Sollte sich der Westfälische Fußball- und Leichtathletikverband in Kaiserau zunächst quer stellen, weil er sich auf Satzungen beruft, bliebe am Ostring der Optimismus. Es habe ja schon viele Ausnahmen gegeben, um Traditionen zu wahren, so Linn. Der FC Gütersloh 2000 durfte gar in der Oberliga antreten.

Unberührt von den Entscheidungen der Mitglieder am 15. März bleibt der Spielbetrieb für die zweite Seniorenmannschaft und der Jugend bis zum Sommer. "Auch das haben wir abgeklärt", so der Germanen-Vorsitzende, der im neuen Klub der Jugend mehr Kompetenz geben möchte. "Die Leute, die zu uns kommen, sollen Spaß am neuen Verein haben. Die Jugendabteilung soll mehr gefördert werden, damit wir aus den unteren Klassen herauskommen", blickt Linn nach vorn. Derzeit kicken zwölf Jugendteams unter Germanias Flagge.

Das Insolvenzverfahren ist "mangels Masse mittlerweile eingestellt worden." Wie Adolf Linn gegenüber der WAZ erklärte, verfüge der Verein über kein Kapital: "Bälle, Trikots mehr nicht." Das Vereinsheim, von den Germanen in Eigenarbeit aufgebaut, sei städtisch. Die Sportanlage sowieso. "Nur durch die Auflösung hat der neue Verein eine echte Chance." Trainer Thomas Perle sei für die erste Mannschaft fest eingeplant. Derzeit coacht er die Reserve.

"In den vielen Gesprächen haben mir alle Vereine Traurigkeit bescheinigt", erklärt Linn. "Und so etwas gönne ich keinem Verein. Es reicht schon, wenn wir das durchmachen müssen."
Die Mitglieder können am 15. März mit ihrer Stimme das traurigste Kapitel der Germanen zu den Akten legen. Aber die Vorgänger von Linn, bei denen sich der Schuldenberg auftürmte, seien damit "nicht entlastet. Sie könnten haftbar gemacht werden", sagt Linn. Aber das wäre dann nicht mehr Thema der Sportfreunde Germania.

WAZ online von Dienstag, 26.02.2002



Der SV Germania Datteln ist bald Geschichte


Den Entschluss darüber trafen die Verantwortlichen um ihren umtriebigen Vereinsvorsitzender Adolf Linn am vergangenen Freitag in einer eiligst einberufenen Vorstandssitzung. Hinter verschlossenen Türen wurde lange diskutiert und beratschlagt. Doch die Ergebnisse der Insolvenzprüfung sorgten für Ernüchterung und ließen den Beteiligten keine andere Wahl.

Auf gut 130 000 Euro belaufen sich die Verbindlichkeiten, die – so die Auffassung des amtierenden Vorstands – auf die Kappe von Linns Vorgängern Bernd Regett und Peter Mielke gehen. Zu viel, wie eine Prüfung ergab. Der Insolvenzantrag wurde mangels Masse abgelehnt.
Entscheidung fällt am 15. März
Das Ende des SV Germania muss nun in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, zu der am Freitag, 15. März, um 19.30 alle Mitglieder ins Vereinsheim eingeladen sind, beschlossen werden. Eine Zweidrittel-Mehrheit ist hierzu erforderlich. Daran würde sich sofort eine Gründungsversammlung anschließen, in der ein neuer Klub mit einem neuen Namen (Vorschlag des Vorstandes: Sportfreunde Germania Datteln 2002) aus der Taufe gehoben werden soll. Der alte Vorstand um Adolf Linn hat seine Bereitschaft zum Weitermachen signalisiert. "Keiner soll hinterher behaupten, dass der Linn, jetzt wo alles den Bach runter gegangen ist, sich aus dem Staub macht", erklärt der Vereinschef, der selbst seit über 50 Jahren mit Leib und Seele Mitglied des SV Germania ist.

Der Spielbetrieb bis zum Saisonende ist gesichert. Die zweite Seniorenmannschaft spielt weiter in der Kreisliga C, die Jugend setzt ihre Ligaspiele ebenfalls unverändert fort. Fraglich ist jedoch, in welcher Spielklasse der neue Verein an den Start gehen wird. Gewünscht ist ein Neuanfang in der sportlich interessanten Kreisliga A Ost. Erste positive Gespräche haben diesbezüglich mit dem Kreisvorsitzenden Hans-Otto Matthey bereits stattgefunden. Doch nun gilt es auch, die "hohen Herren" des Verbandes zu überzeugen, die zunächst nach den Buchstaben der Satzung verfahren müssen. Und die sehen für die Dattelner Sportfreunde einen Platz in der Kreisliga C vor. "Wir fahren aber sehr zuversichtlich nach Kaiserau", rechnet Linn damit, dass auch der Verband dem Wunsch entsprechen wird.

Dattelner Morgenpost von Dienstag, 26.02.2002



Landesliga-Mannschaft tritt nicht mehr an


Das gerade erst begonnene Kapitel Landesliga-Fußball ist für den SV Germania bereits zu Ende. Und nicht nur das:
Dem gesamten Verein droht das Aus
Am Montag wird der Dattelner Traditionsclub, Westfalenmeister von 1961, aufgrund erheblicher Schulden beim Finanzamt und bei der Bundesversicherungsanstalt Insolvenzantrag stellen.

Das heißt im Klartext: Der Verein mit Fußball-, Jugendfußball- und Gymnastikabteilungen ist pleite. Forderungen in sechsstelliger Höhe - diese Schulden sind im geprüften Zeitraum von Januar 1997 bis Mai 2001 aufgelaufen, kann der Verein nicht bezahlen. Über das Insolvenzverfahren sollen nun die Geschäfte und Verpflichtungen abgewickelt werden. Wird das Verfahren eröffnet, könnte am Ende die Auflösung des Vereins stehen. Damit wäre aber auch der Weg frei für eine Neugründung. "Als wir im Mai mit dem neuen Vorstand angetreten sind, haben wir uns vorgenommen, den Verein wieder auf Kurs zu bringen, Versäumnisse und Fehler der vergangenden Jahre aufzuarbeiten. An die 50.000 DM Verbindlichkeiten haben wir mit gewaltigen Anstrengungen abgebaut. Aber es kamen immer neue Rückschläge. Was jetzt auf uns zukommt, das ist einfachzu viel", erläuterte der Vorsitzende Adolf Linn die Entscheidung. "Ich hoffe, dass wir damit einen echten Neuanfang starten können, der auch von den Mitgliedern und unseren Gönnern mitgetragen wird", sagte der Vorsitzende gestern. Folge für den sportlichen Bereich ist zunächst einmal der Zwangsabstieg der ersten Mannschaft, die aufgrund des konsequenten Sparkurses der vergangenden Monate ohnehin einen allzu schweren Stand der Landesliga hatte. Der SV Germania wird dreimal nicht antreten und damit aus der Tabelle verschwinden. Die zweite Mannschaft und die Jugendfußballer werden unverändert weiter am Spielbetrieb teilnehmen können. "Den Spielern der ersten Mannschaft werden wir frei stellen zu bleiben oder zu gehen", erläuterte der sportliche Leiter Winfried Wanda. Unabhängig vom Ausgang des Insolvenzverfahrens gibt es die Möglichkeit einer Vereins-Neugründung, wahrscheinlich mit neuem Namen. "Dann entscheidet der Verband, wie es weiter geht und ob wir den Bezirksligaplatz wahrnehmen können", so Wanda. Die Erfahrung zeigt aber, dass der FLVW Anträgen dieser Art nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber steht. Trainer Thomas Perle bleibt den Germanen auf jeden Fall erhalten. Er beginnt bereits jetzt mit dem Aufbau einer Bezirksligatruppe. "Ich werde nach wie vor dreimal die Woche mit den Spielern trainieren. Wie viele Akteure uns verlassen, werden wir sehen. Vom Gefühl her rechne ich damit, dass von den derzeit 14 Spielern der Ersten sieben oder acht gehen werden", so Germanen Trainer Thomas Perle.

Dattelner Morgenpost von Samstag, 03.11.2001



Abstieg ist nun amtlich


Nun ist es endlich amtlich: Der SV Germania Datteln ist, nach dreimaligem Nichtantreten der erste feststehende Absteiger der Landesliga Staffel 4. Ob es jedoch wie gehofft in der Bezirksliga weitergeht, steht noch in den Sternen.

Immer noch steht den Germanen das Wasser bis zum Hals, da das Finanzamt und Versicherungen Geld fordern. Der erste Vorsitzende und Vereinsboss Adolf Linn kann nicht verstehen, warum man nicht die Leute die das "verbockt" haben zur Verantwortung zieht. Gemeint sind hier seine Vorgänger Bernd Regett und Peter Mielke, die von den Mitglieder nicht entlasstet wurden. "Die beiden, ein Geschäftsmann und Notar, haben es nicht geschafft, für klare Verhältnisse zu sorgen. Da muss ich, ein Bergmann und Hausmeister, sagen, dass es so nicht weitergeht", ärgert sich Linn, der diese Woche mit der Entscheidung über den Insolvenzantrag rechnet. Danach wird sich entscheiden, ob der Verein weiterhin existiert oder nicht. Sollte der Verein abgemeldet werden, würde ein Neuanfang unter neuem Namen in der kommenden Saison im Normalfall in der Kreisliga C stattfinden. Das wollen Linn und seine Mitstreiter jedoch möglichst verhindern und hoffen auf einen Platz in der Kreisliga A Ost. Auch um den alten Vereinsnamen will der der Vereinsboss kämpfen. Bis dahin bleibt zunächst alles beim alten. Die Jugendspieler sind von alledem nicht betroffen, und können ihre Meisterschaften ungehindert fortsetzen.


Auszüge aus der Dattelner Morgenpost von Dienstag, 20.11.2001


Wunschzettel ist schon geschrieben


Beim SV Germania hat man den Wunschzettel für das bevorstehende Weihnachtsfest schon vor einiger Zeit geschrieben. Ein Neuanfang in der Kreisliga A steht bei den Verantwortlichen des krisengeschüttelten Traditionsklubs ganz oben auf der Liste. Gewissheit hat man indes noch keine. Der Insolvenzverwalter macht seine Sache sehr genau und benötigt noch Zeit.

Trotz der hohen Schuldenlast, hat man bei den Germanen den Glauben an eine bessere Zukunft nicht aufgegeben. Gut zu wissen, dass es genügend Leute gibt, die bereit, sind, die Ärmel aufzukrempeln, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Thomas Perle beispielsweise, der erst vor geraumer Zeit für Ralf Zeitz auf dem Trainerstuhl Platz genommen hat, hat sich schon so seine Gedanken über eine sportliche Zukunft gemacht. Vor allem die Zusammenarbeit mit der Jugendabteilung will der Coach verbessern. "Wir haben damit schon begonnen und es wird von den Jugendlichen sehr positiv aufgenommen", freut sich Perle, der monatlich ein Training der oberen Altersklassen leiten will. Eine Fortsetzung seines Engagements macht er übrigens nicht von der Spielklasse abhängig, in der der SV Germania - oder wie immer ein möglicher Nachfolgeklub auch heißen mag - an den Start gehen wird. Fakt ist, dass sich die Anhänger zukünftig an neue Spielernamen gewöhnen müssen, denn nahezu alle Akteure des Landesliga-Teams haben sich mittlerweile schriftlich abgemeldet. Marc Bussmann und Stefan Scheuner werden mit Bezirksliga-Spitzenreiter Eintracht Datteln in Verbindung gebracht, wobei der Wechsel von Mittelfeldspieler Bussmann zurück zu seinem alten Klub wohl schon in trockenen Tüchern ist. Ebenfalls sicher ist, dass Heiko Hoffmann nach der Winterpause beim sauerländischen Landesligisten SC Neheim spielen wird. Carsten Schwalm und Jörg Schippel sollen in Kontakt mit SW Röllinghausen stehen. Bülent Kirkagac hält sich zurzeit bei Kültürspor fit. Axel Pauli und Tino Roth haben wohl bei Landesligist Teutonia SuS Waltrop angeheuert. Simon Pyr scheint sich mit Borussia Ahsen einig geworden zu sein und Oliver Schweidler wird heiß umworben vom Recklinghäuser Bezirksligisten SG Hillen. Man darf gespannt sein, wo die ehemaligen Germanen nach der Winterpause die Stiefel schnüren. Fest steht, dass der Germania-Vorstand den abwanderungswilligen Spielern keine Steine in den Weg legen und allen eine Freigabe erteilen will. Sollte der Verein aufgelöst werden, wären die Spieler ohnehin von heute auf morgen für einen anderen Klub spielberechtigt. In diesem Fall wäre allerdings der Spielbetrieb der Jugendabteilung gefährdet. Im Normalfall müsste dieser nach einer Auflösung eingestellt werden und es würden nur noch Freundschaftsspiele durchgeführt. Spielklassen können die Germanen jedoch nicht verlieren, da alle Jugendmannschaften in den untersten Klassen spielen. Doch das soll sich nach Möglichkeit ändern. Und Thomas Perle ist sicher, "dass der Verein in vier oder fünf Jahren wieder den Stellenwert in der Stadt hat, den er vor einiger Zeit einmal hatte." Ein Weihnachtswunsch, dem man sich ohne Weiteres anschließen kann.


Bericht auf Westline.de von Freitag, 14.12.2001


Stand:15.02.2007