Nachwuchsabteilung

Kinder mit Handicap
2.Spieltag Handicap-Liga

Bericht der Dattelner Morgenpost vom 25.11.2014
In sportlicher Hinsicht hätte mehr herausspringen können, in Sachen Organisation und Werbung für den Handicap-Fußball standen die SF Germania Datteln nach dem 2. Spieltag der neu geschaffenen Handicap-Liga des Fußballverbandes Niederrhein (FVN) hingegen ganz oben. Nach dem Auftakt in Oppum hatten sich am Samstag sechs der sieben am Ligabetrieb des FVN beteiligten Teams im Ostringstadion eingefunden. Wie schon am ersten Spieltag hatte auch diesmal die DJK Franz Sales Haus kurzfristig abgesagt. Diese Spiele wurden jeweils mit 2:0 für den Gegner gewertet.

Am ersten Spieltag hatte der Dattelner Nachwuchs mit dem 2. Tabellenplatz für zufriedene Gesichter gesorgt. Am Samstag musste er mit Platz sechs vorliebnehmen. „Man hat gesehen, wie nervös die Jungs sind“, sagte Denis Lashkatu, der gemeinsam mit Sebastian Dieckmann die Dattelner Mannschaft trainiert, nach dem 1:1 im Auftaktspiel gegen den BV Weckhoven, „im Training können sie mehr als sie hier zeigen.“ Dieses Urteil allerdings fällten einige Trainer über ihre Teams. Auch das zweite Spiel gegen Post Siegfried Hamborn konnten die Gastgeber remis gestalten. Nach zwölf Minuten hieß es 2:2. Dann allerdings kam es knüppeldick: 1:5-Niederlage gegen Alemannia Pfalzdorf, eine 1:2-Niederlage gegen den SV Oppum und eine 2:6-„Klatsche“ gegen Union Mülheim folgten.

Dabei hatte das Trainerteam die Mannschaft bestens eingestellt. Sebastian Dieckmann, der schon in Oppum gecoacht hatte, hatte sich dort Notizen über die Stärken und Schwächen der wichtigsten Gegenspieler gemacht. „Man muss die Sache eben ernst nehmen“, sagte Lashkatu am Rande des Turniers, „aber nicht zu ernst. Die Jungs dürfen den Spaß nicht verlieren.“

Für ihn war die Dattelner Veranstaltung eine Premiere. „Ich finde diese Handicap-Liga richtig gut“, meinte er, „es zeigt, dass viele Leute engagiert dabei sind.“ „Warum“, stellte Dieckmann die rhetorische Frage, „sollen nur ,Gesunde‘ Ligaspiele bestreiten? Es ist eine super Idee und wir Trainer waren sofort dafür, als wir gefragt wurden.“

Die neu geschaffene Handicap-Liga des FVN stößt auch außerhalb der beteiligten Klubs auf großes Interesse. So waren aus der Dattelner Politik der Bürgermeister André Dora und der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Müller Zaungäste des Turniers. Norbert Gröger und Dr. Konrad Stolzenberg repräsentierten den Stadtsportverband Datteln.

Doch auch Vertreter des Fußball- und Leichtathletikverbandes Nordrhein-Westfalen (FLVW) nahmen Anschauungsunterricht. So der Vizepräsident Freizeit- und Breitensport, Klaus Jahn, Uwe Steinebach als Inklusionsbeauftragter und Uwe Matecki, der Vorsitzende des Kreisjugendausschusses im FLVW-Kreis Recklinghausen. Sie diskutierten eifrig mit Axel Müller, dem Beauftragten für Behindertenfußball im FVN, der die Handicap-Liga realisiert hatte, und den Verantwortlichen der SF Germania.

„Die Erkenntnisse im Spielbetrieb des FVN können sicherlich hilfreich bei der zukünftigen Gestaltung des Themas Inklusion im FLVW sein“, meinte SFG-Geschäftsführer Dominik Lasarz. Auch in Westfalen war über die Einrichtung einer Handicap-Liga diskutiert worden, doch Lasarz wusste zu berichten: „Es gibt fünf Vereine mit Handicap-Teams, drei davon sprachen sich gegen einen Ligabetrieb aus.“ Eine Einstellung, die das Trainergespann nicht nachvollziehen kann. „Die Jungs reden über nichts anderes als die Liga mehr“, wusste Lashkatu aus dem Training zu berichten. „Es ist für sie eine neue Erfahrung: Unter Druck zu stehen, von vielen Zuschauern gepusht zu werden und doch ruhig und fair zu bleiben.“ Sebastian Dieckmann sieht noch einen anderen Vorteil – abgesehen von den deutlich kürzeren Fahrtstrecken: „Es ist interessant zu sehen, wie sich die einzelnen Spieler und die Mannschaften im Vergleich zueinander entwickeln.“

Ad acta gelegt ist das Thema Handicap-Liga im FLVW aber noch nicht. Dort existiert eine Arbeitsgruppe Inklusion, in der auch die Germanen mitarbeiten. Die Arbeitsgruppe hat diese Thematik für das Jahr 2015 erneut auf der Agenda.